Also das hier ist vegan und feministisch. Weil sonst alles scheiße ist.

Montag, 2. Mai 2011

Ich bin nicht allein

Dass ich nicht die einzige Veganerin bin, weiß ich selbstverständlich. Manchmal glaube ich aber, es gebe andere Veganer fast nur in meinem "virtuellen Leben", nicht aber "in echt". Umso schöner ist es dann, wenn man doch mal einen trifft. Ich kenne nur zwei andere Veganer persönlich. (Ich weiß noch von ein paar mehr, aber von kennen kann nicht die Rede sein.) Den einen kenne ich noch nicht so lange, den anderen schon seit ein paar Jahren, aber der ist einer von den Menschen, von denen man nichts mehr hört, sobald sie in einer Beziehung leben. Zu unserer alljährlichen Tanz in den Mai-Party ist er aber gekommen und er hat mich sofort ausgefragt und sich total gefreut. Wir haben beide an ein Gespräch von vor zwei Jahren zurückdenken müssen, bei dem ich ihn total ausgefragt und versucht zu erklären habe, dass ich ja Massentierhaltung doof finde, aber da man Fleisch für Eisen und Milch für Kalzium braucht, vegan sein doch zu extrem wäre und man doch einfach einen moderaten Weg einschlagen soll. Wenn ich jetzt daran zurückdenke kann ich einfach nur lachen ;-)

Eigentlich gibt es dazu gar nicht viel zu erzählen, dieses Posting ist ziemlich aussagslos, ich habe mich einfach sehr darüber gefreut mich mal so mit jemandem austauschen zu können, mich normal und nicht wie ein Freak zu fühlen. Und es macht einfach Spaß über Erfahrungen, Patzer, Entdeckungen usw. zu reden. Ich habe das Gefühl, dass ich für alle in der Uni "die Veganerin" bin, als wäre das meine einzige Eigenschaft. Bei ihm ist es so, dass er sehr sportlich und trainiert ist, wenn jemand mitbekommt, dass er vegan lebt, kann das nie jemand glauben und er muss noch viel öfter und viel mehr blöde Fragen beantworten als so ein Normalo wie ich. Obwohl keiner von uns beiden das anderen Leuten sofort auf die Nase bindet. Aber mit Leuten, mit denen man regelmäßig Zeit verbringt, kommt man automatisch mal an den Punkt an dem es sich eben ergibt.
Außerdem tat es mir ganz gut, dass er mich auch in gewisser Weise gebremst hat. Ich versuche ja viele Sachen auch Fair Trade zu kaufen, aber oft ist das nicht so einfach und mittlerweile fühle ich mich  schlecht, wenn ich etwas kaufe von dem ich überzeugt bin, dass es unökologisch und/oder unter ausbeuterischen Bedingungen hergestellt wurde. Tatsächlich hat er mich wieder etwas auf den Boden geholt und mir mein schlechtes Gewissen genommen. Ich weiß auch so, dass ich die Welt mit meinen Kaufentscheidungen nicht verbessern kann, aber es bringt auch einfach nichts, wenn ich mir selbst deswegen immer die Hölle heiß mache.

Party-Essen gab es natürlich auch, aber nur ganz einfaches: Kartoffel-Chili-Ecken mit Erdnussdip (keine Sorge, zum Grundnahrungsmittel ist das bei mir noch nicht geworden) und Avocado-Joghurt-Cashew-Dip. Und tadaaaa, es hat allen geschmeckt. Dass es vegan war, wussten allerdings die wenigsten, ich hab keine Lust das immer so heraushängen zu lassen. Obwohl es natürlich nicht schaden kann wenn die Leute es total unvoreingenommen essen und es dann im Nachhinein, wenn sie begeistert (oder sagen wir mal besser zufrieden waren) erfahren. Aber ich habe nicht immer Lust darauf, dass heraushängen zu lassen.

11 Kommentare:

  1. Ja, da merkt man dann wieder, dass es doch noch nicht genug Veganer gibt, wenn man sich so sehr freut mal einen im "echten Leben" zu treffen. Mir ging es genauso als ich auf einer Party meines kleinen bruders herausfand, dass ein Kumpel von ihm Veganer ist, ich fand das total toll, weil ich vorher noch nie zufällig einen anderen Veganer kennengelernt habe, nur übers Internet oder über Veganer-Treffen. Er meinte dann aber so, dass mein kleiner Bruder eigentlich der einzige Freund sei, den er habe der nicht Veganer oder zumindest Vegetarier sei. Kommt wohl immer drauf an in welcher Szene man sich so aufhält.

    Bei mir auf der Arbeit bin ich auch "die Veganerin" von über 80 Kollegen. Oft kommen auch Leute zu mir die ich nicht so gut kenne und sprechen mich auf meine Lebensweise an. Mit Fragen wie: "Und wie was isst du so zum Frühstück?" Ich habe manchmal schon das Gefühl, dass die denken müssen ich kann über gar nichts anderes Reden als meinen Veganismus, dabei ist es nur so, dass die anderen immer wieder mit dem Thema anfangen. Wahrscheinlich weil ich die einzige Veganerin bin die sie kennen.

    Naja, aber man sieht ja auch, wir werden immer mehr und dann werden solche Begegnungen auch immer mehr. :-)

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  2. Ich kann das sehr gut nachfühlen. :) Die einzige Veganerin die ich wirklich kenne, ist Frau Zombiekatze. Ansonsten fühle ich mich hier auch manchmal auf verlorenem Posten.
    Für eine Freundschaft ist es mir nicht wichtig, ob der- oder diejenige vegan lebt, aber es ist hin und wieder doch ganz entspannend sich einfach mal "live" über all das auszutauschen.

    Liebe Grüße

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  3. Bei mir ist es bisher leider auch so, dass ich online mehr Veganer kenne als im normalen Leben. Aber das liegt auch irgendwie in der Natur der Sache, denke ich =) Und ich hoffe, dass sich das Schritt für Schritt ändern wird =D Ich fand es letztens auch einfach klasse, wie die Oma meines Schatzes meinen Obstboden nachdrücklich von sich aus gelobt hat (und sie ist sehr sehr wählerisch XD), das macht mich total happy =) Und zu ihrem Geburtstag hat sie sich noch so einen gewünscht XD Na das mach ich doch gerne ^^ Alles Liebe! Miri

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  4. Wenn ich das hier alles so lese, dann merke ich erstmal, wieviel Glück ich eigentlich habe, dass Hamburg so "Veganerreich" ist. Ich kenne schon ziemlich viele mittlerweile und gerade in einem bestimmten Stadtviertel hier ist irgendwie fast jeder vegan. :p Am Samstag war ich auf der Demo zum Internationalen Tag zur Abschaffung von Tierversuchen. Es kamen ca. 1000 Leute zusammen, fast alles Veganer. Ich hab mich an den Infoständen vollgefressen und viele Bekannte getroffen. Das tat gut. Ich hoffe, bei euch ergeben sich auch im Laufe der Zeit solche Bekanntschaften. Ohne diesen Austausch würde ich mich nicht so stark fühlen, wie ich es mittlerweile tue.

    LG,
    Monster

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  5. Glückwunsch zu deiner veganen Bekanntschaft! Es tut echt gut, wenn man sich bei Leuten "ausheulen" kann, die genau dasselbe Problem haben. wobei veganismus kein problem ist, sondern viel eher die anderen leute, wie du ja schön beschreibst.
    und ich finde es echt angenehm, wenn man mit jmd unterwegs ist, und sich gar nicht erst die frage stellt ob man zu mcd geht, sondern nacheinander alle restaurants anhand der speisekarte auf vegantauglichkeit untersucht werden, ohne dass der andere total genervt ist.

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  6. Das wünsche ich uns auch, Monster. Also hier in meiner Stadt gibt es schon einige Veganer, auch eine Ortsgruppe vom VeBu, aber persönlich kennengelernt (auch durch Zufall) habe ich noch keinen. Meine Freundin ist Vegetarierin und soweit es geht vegan, aber sie ist auch die Einzige, die in meinem Bekanntenkreis kein Fleisch isst. Ich bin sozusagen der Sonderling in den Kreisen, in denen ich mich bewege.
    Ich fühle mich aber auch schon durch den virtuellen Austausch bestärkt. Habe sogar jemanden aus meiner Stadt gefunden ;-)

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  7. Veganer sind, wie Raucher oft auch, sehr solidarisch untereinander. Das durfte ich bei den wenigen Veganern feststellen, die ich face-to-face kenne. In der Food-Coop, in der ich Mitglied bin, gibt es einige und allein schon die Bestelltreffen dort wachsen sich manchmal zu Rezept-und Produkttipp-Treffen aus, sehr praktisch! Ich glaube aber auch, dass es immer mehr Veganer geben wird bzw. die Öffentlichkeit Veganern gegenüber immer offener wird und es irgendwann normal ist, dass sich Leute für Veganismus entscheiden. Da hat sich wohl in der letzten Zeit schon einiges getan! Und was den ethischen Konsum betrifft: natürlich kann man die Welt nicht retten, in dem man faire Sachen kauft. Aber eine steigende Nachfrage nach solchen Sachen ist eben auch ein politisches Zeichen. Deswegen befürworte ich weiterhin natürlich fair-trade-Käufe, aber, und da gebe ich deinem Kumpel recht, sollte man sich kein schlechtes Gewissen einreden, wenns mal nicht klappt. Aus reiner Bequemlichkeit aber einfach komplett zu vergessen, dass man mit bewusstem Einkaufen viel erreichen kann, heiße ich nicht gut. Aber das tust du ja eh nicht, wenn ich mir so ansehe, wie und was du konsumierst und welche Gedanken du dir machst!

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  8. Ich fände es schrecklich, als "die Veganerin" tituliert zu werden. Dann doch lieber "die Dicke". Denn ich bin, was ich bin und nicht das, was ich esse.
    Ich teile andere Menschen ja auch nicht in die Sparten "der Grillmeister", "die Kaffeesüchtige" oder "die Stullenfraktion" ein.

    Manch einer mag Fleisch, jemand anderes nicht, diese Person ist laktoseintolerant, die andere zuckerkrank,dort hat jemand eine Gluten-Allergie und woanders eben Ekel vor toten Lebensmitteln. Ich find das alles viel zu persönlich und zu intim, als dass man davon ausgehend die Person charakterisieren sollte.

    Im Übrigen:
    Mit der Kaufentscheidung kann man zwar nicht die Welt verändern, aber man kann seine eigene Welt verändern. Und nur das ist wichtig. Wir brauchen unseren eigenen heilen Kosmus, unser Glauben an bestimmte Dinge und unsere Träume und Visionen, um andere Menschen anstecken, motivieren und inspirieren zu können.
    Und von dort aus ist alles möglich...!

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  9. Um dem noch einen drauf zu setzen: Der Einzelne verändert die Welt wohl kaum. Aber überall gibt es diese "Einzelnen", die zusammen eine Summe bilden und eben doch etwas bewegen können.

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  10. Ihr habt natürlich recht :)
    Aber ich habe auch nicht immer die Möglichkeiten alles bio und fair zu kaufen. Das mache ich schon oft, aber immer kann ich mir das nicht leisten. Mein Kaufverhalten hat sich sehr extrem verändert, aber man darf nicht bei jeder Kleinigkeit, die nicht korrekt ist so große Vorwürfe machen. Ich bin die Letzte die sagen würde "ist doch egal, jeder kann tun was er will." ;)

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  11. Nein, ich kaufe auch nicht alles im Bioladen. Gemüse und Obst kaufe ich saisonal im normalen Supermarkt oder im Discounter. Nur eben diese speziellen Sachen, wie vegane Aufstriche, veganen Käse etc. muss man ja quasi dort kaufen.
    Meinen Wocheneinkauf mache ich zumeist bei Kaufland. Eins, zwei Mal im Monat kommt dann so ein Bioladenkaufrausch ;-) Im Moment achte ich bei bestimmten Sachen auf Fair Trade: Kaffee/Tee, Reis, Kakaoprodukte. Bei Kleidung habe ich auch nicht das nötige Budget. Da halte ich es so, dass ich pfleglicher mit den Sachen umgehe, die ich kaufe und sie auch so kaufe, dass ich sie möglichst lange trage.
    Was mich zur Zeit annervt ist diese Verschwendungs und Wegwerfgesellschaft. Meine Freundin wollte neulich ein Kleid wegschmeißen, was sie erst neu gekauft hatte. Es hatte am Saum ein 1mm großes Loch. Ich wär fast ausgerastet. Ich habs ihr dann gekürzt, war ihr eh zu lang.

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